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Chronik des Sportgeländes am Zeesener See
Am 4.7.1998, anläßlich des 70-jährigen Bestehens des Vereins, herausgegeben.
Für diese Seite wurden nicht alle Bilder der Orginalausgabe verwendet.



Einführung
Beginnen wir die Geschichte des Sportgeländes, auf dem in den vergangenen Jahrzehnten die Freikörperkultur immer eine dominierende Rolle gespielt hat, mit einem kurzen Einblick in die Geschichte der FKK. Dabei wird nicht der Anspruch erhoben, einen historischen Abriß oder die Stellung der FKK in den gesellschaftlichen Systemen schildern zu wollen.

Erste nennenswerte Bestrebungen einer FKK, zunächst noch Nacktkulturbewegung genannt, lassen sich seit 1880 feststellen. Vorwiegend Ärzte, wie der Sexualpädagoge Dr. Heinrich Pudor, propagierten unter medizinischen Aspekten das Nacktbaden sowie die Pflege des Nacktkultursports, wobei sie auf Beispiele aus der Vergangenheit verwiesen, wie die Gymnastik (gymnos - nackt) der Griechen. Aus dem akademisch gebildeten Teil des Bürgertums kommend, schlossen sich die Anhänger zu kleinen Gesellschaften und Vereinen zusammen. Sie blieben jedoch zunächst isoliert und ohne gesellschaftliche Basis. Das galt auch dann, wenn deutschtümelnd das Nacktbaden der Germanen zum Vorbild genommen wurde.

Um die Jahrhundertwende sollten - gekennzeichnet durch Schlagwörter wie "neues Körpergefühl", "Naturismus" und "Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform" - die Menschen ein ursprüngliches, ganzheitliches Verhältnis zu ihrer eigenen Körperlichkeit finden.
1903 erschien erstmalig die Monatsschrift "Die Schönheit", ab 1904 "Der Lichtfreund", die für die Idee der Freikörperkultur warben.

1905 trat in Stuttgart Richard Ungewitter mit seiner Schrift "Die Nacktkultur" hervor; zwischen 1908 und 1911 bildeten sich unter seiner Leitung in ganz Deutschland sogenannte TEFAL-Gruppen (TEFAL-Treubund für aufsteigendes Leben), die zur "Veredelung" der germanischen Rasse beitragen sollte. Sie orientierten auf ein nordisches Schönheitsideal und bekämpften alles "Volksfremde".

Auch wenn mit der Verbreitung der genannten Schriften und der Gründung von Vereinen (der erste amtlich registrierte Berliner FKK-Verein entstand 1909) die Zeit überwunden war, in der der Zusammenschluß der FKK-Anhänger ein von ihnen peinlich gehütetes Geheimnis war, fand die Bewegung insgesamt wenig Resonanz in den von ihnen angesprochenen Klassen und Schichten.

Ein wirklicher Aufschwung ist erst nach dem 1. Weltkrieg zu verzeichnen. Mit der Einf%uuml;hrung des Acht-Stunden-Tages 1918 bestand erstmals die Möglichkeit, auch wochentags und nicht nur sonntags über selbstbestimmte freie Zeit zu verfügen. Großen Anteil am Aufschwung hatten sowohl die kommunistisch wie sozialdemokratisch orientierten Gruppen in Sportvereinen, in denen organisierte Freikörperkultur mit sportlicher Betätigung verbunden wurde.

In der „Roten Fahne“, in der „AIZ“ (Arbeiter Illustrierte Zeitung), im „Kulturwille“ und in der Zeitschrift „Urania“ erschienen Beiträge zur FKK. Letztere hatte eine ständige Beilage „Der Leib“ zu dieser Thematik. „Reine“ FKK-Zeitschriften waren „Sonnenland“ oder „Der Rhythmussucher".

Über diese Zeitschriften erfolgte auch die Werbung neuer Mitglieder für die Vielzahl von Vereinigungen, die sich in der Weimarer Republik neu konstituiert hatten oder aus Vorkriegsvereinen hervorgegangen waren. Von linksorientierten über „neutrale“ bürgerliche Vereine bis zu jenen mit „rassistischen“ Zielsetzungen (TEFAL-Gruppen) waren die FKK-Vereine ein Spiegelbild ihrer Zeit.

Eine wichtige Rolle spielten die seit 1924 bestehenden privaten Gymnastikschulen des Lehrers Adolf Koch (1887 - 1971). Sie hatten Vorbildfunktion. Zu ihrer Praxis gehörten gesundheitlich orientierte „Wirkungsgymnastik“ in Räumen und im Freien, Aussprachen, Bildung, Sport und Öffentlichkeitsarbeit. Die von Koch gegründeten unabhängigen Gruppen wurden später in den Verband „Volksgesundheit“ (VV) des ATSB (sozialdemokratischer Arbeiter-Turn-und Sportbund) aufgenommen.

Territoriales Zentrum der Berliner Freikörperkultur wurde der Motzener See mit Vereinigungen aller sozialen Kreise. Im Januar 1933 wurden die Koch-Schulen für Preußen und die gesamte FKK verboten. Voraussetzung für das Weiterbestehen der FKK-Vereine war deren Beitritt zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen. Über die daraus resultierende wechselvolle Geschichte der Freikörperkultur und des Geländes am Zeesener See gibt die Chronik Auskunft.

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