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Chronik des Sportgeländes am Zeesener See
Am 4.7.1998, anläßlich des 70-jährigen Bestehens des Vereins, herausgegeben.
Für diese Seite wurden nicht alle Bilder der Orginalausgabe verwendet.



Die Jahre 1939 - 1945
Wie kompliziert die Lage mitunter war, spiegelt folgender Auszug aus einem Brief des Dr. med. Roth wider, der aus dem Sportverein austrat, weil dieser ihm zu sehr der FKK frönte und zu wenig für die HJ tat. Wörtlich heißt es unter dem Datum vom 11. Januar 1938: „Im übrigen ist ja die tatsächliche Lage so - wie ich mich im Sommer selbst überzeugen konnte – dass sich sämtliche Mitglieder wieder ganz der Freikörperkultur zugewandt haben, und der Verein nur aus Zwang beim DRL bleibt. Ich persönlich glaube nicht daran, daß die FKK wieder freigegeben wird, es besteht in Wahrheit auch gar keine Notwendigkeit dazu. Der augenblickliche Zustand der „Duldung“‘ wird auch nur vorübergehend sein. Nachwuchs aus der Jugend, das sage ich Ihnen als aktiver Führer der Hitlerjugend, werden Sie niemals erhalten als FKK-Verein.“

Vom 20. April 1938 stammt die Postkarte, die Willy Bauer an Gustav Sprenger schrieb, und auf der er um eine persönliche Aussprache bat. Diese Aussprache fand stall. Es wurde folgendes vereinbart: 60 bis 80 Sportler (die Gymnastikgruppe des Deutschen Sportvereins Neukölln, deren Sportleiter WilIy Bauer war. D.A.) können während der Sommermonate das Gelände der Sportlichen Vereinigung am Zeesener See gegen eine geringe Gebühr benutzen. Im Gegenzug haben die Mitglieder der Sportlichen Vereinigung die Möglichkeit, ebenfalls gegen eine geringe Gebühr an den Gymnastikabenden und Höhensonnenbestrahlungen des Deutschen Sportvereins in der Turnhalle Steinmetzstraße teilzunehmen. Willy Bauer schrieb uns dazu: “Diese Regelung wurde anfangs von beiden Seiten sehr rege in Anspruch genommen. Die Besuche der Mitglieder der Sportlichen Vereinigung in der Turnhalle ließen jedoch wegen der ungünstigen Fahrverbindung und des inzwischen ausgebrochenen Krieges bald nach (worüber wir auf Grund der politischen Orientierung unserer Mitglieder gar nicht böse waren). Der Besuch unserer Mitglieder auf dem Gelände hielt jedoch während der ganzen Kriegsjahre an, und es entwickelte sich dort draußen ein reger Sportbetrieb. Es war selbstverständlich, daß bei jeglichen Gesprächen unserer links orientierten Mitglieder eine gewisse Vorsicht walten mußte, denn es sollte ja keiner leichtsinnig in Gefahr gebracht werden, und auch das Gelände für uns im Hinblick auf die Entwicklung des Krieges und die bald erkennbare Beendigung der Naziherrschaft nicht verlorengehen.“

Doch zurück zu den Ereignissen von 1938 / 39. Gustav Sprenger beantwortete eine Anfrage des BDM (Bund Deutscher Mädchen) Neukölln/Treptow nach weiblichen Jugendlichen und deren Betreuung durch eine Jugendvereinswartin am 30. November 1938 abschlägig: „ln unserer Vereinigung werden weibliche jugendliche Mitglieder nicht betreut. Soweit einige Jugendliche unser Gelände oder unsere Veranstaltungen besuchen, hat das seinen Grund in der Mitgliedschaft ihrer Eltern, die ihre Töchter dann mitbringen. Eine Jugendwartin ist nicht ernannt.“ (Dazu muß man wissen, daß es natürlich junge weibliche Mitglieder gab, erinnert sei an Hella Gliewe und lngeburg Sprenger). So ist dieser Brief auch ein Beispiel dafür, wie der Vorsitzende versucht hat, Einflußnahmen von außen, speziell von faschistischen Organisationen, zu verhindern.

Im Ablauf des Jahres 1939 kam es zu größeren politischen Auseinandersetzungen. In einem Brief vom 31. März 1939 an den Dietwart Willi Rollert setzte sich Gustav Sprenger für den Verbleib des Kameraden Lochow im Verein ein, der strafbare Äußerungen getan haben soll. Dazu heißt es wörtlich: „Der Ältestenrat ist einstimmig zu der Überzeugung gelangt, daß heute ein Grund für den Ausscrnuß des Kameraden Lochow nicht mehr vorliegt. Wenn L. vor drei Vierteljahren strafbare Äußerungen getan hat, so wäre es Pflicht des betreffenden Zeugen gewesen, ihn sofort anzuzeigen. Heute ist eine genaue Untersuchung darüber nicht mehr möglich. Ganz abgesehen davon ist es nicht unsere Sache, derartige Untersuchungen durchzuführen. Daß L. früher einmal marxistisch orientiert und organisiert war, das kann ihm heute nicht zum Vorwurf gemacht werden. Das „Schwarze Korps“ vertrat erst kürzlich wieder den Standpunkt, daß niemand das Recht hat, an solche kaum vernarbten Wunden zu rühren. Im übrigen wäre niemandem mit einem Ausschluß gedient. Denn durch solche Maßnahmen kann man den Betroffenen am wenigsten zu einer anderen Gesinnung erzlehen. (Bei den Äußerungen Lochows handelte es sich um folgende: „Wer ist schon dieser Hitler?“, „Das Ehestandsdarlehensgesetz ist Betrug am Volke“ und „Wenn es gewünscht wird, so wird der Deutsche Gruß angewandt, deshalb haben wir innerlich doch eine andere Gesinnung“).

In den Akten befinden sich Briefwechsel und Zitate, die Auskunft darüber geben, daß Mitglieder von anderen als Marxisten oder Sozialdemokraten beschimpft wurden, die unbedingt aus dem Verein ausgeschlossen werden sollten. Vorstand und Ältestenrat entschieden jedoch anders.

Diese Querelen zogen sich über Monate hin, es ging bis zu Schreiben an das Gericht, wo Sprenger glaubhaft versichern mußte, daß er kein Marxist sei, sondern nur für den Verein denke und arbeite.

Der Sommer des Jahres 1939 verlief auf dem Gelände normal. Man klagte über das Wetter, aber es fanden trotzdem zahlreiche Wettkämpfe und Faustballspiele statt.

Eine neue Geländeordnung verpflichtete die Mitglieder zu erhöhter sportlicher Disziplin, zu Ordnung und Sicherheit, beschrieb, wann, wer fotografiert werden darf oder nicht und vieles andere mehr.

Im Rundbrief vom 3. September 1939 ging Gustav Sprenger auf die Ereignisse der letzten Tage ein. Er wandte sich mit der Bitte an alle, zusammenzuhalten und „sobald wieder Frieden im Lande ist“, die Arbeit dort fortzuführen, wo man bei Kriegsbeginn aufhören mußte. Der Stil der Mitteilungen war mittlerweile völlig dem faschistischen Kontext angepaßt. Dennoch muß man hervorheben, daß alle zum Kriegsdienst eingezogenen Mitglieder über diese Mitteilungen regelmäßig und ausführlich vom Leben auf dem Gelände informiert wurden.

Ganz anders sahen die Texte der Rundbriefe aus, die Gustav Sprenger an alle eingezogenen Vereinsmitglieder sandte. Außer dem obligatorischen „Heil Hitler“ am Ende des Briefes machte schon eine oberflächliche Betrachtung deutlich, daß hier mit einem Vokabular gearbeitet wurde, das jeder verstand, das jeder gewöhnt war. So wurde der Singeabend geschildert, bei dem auch Briefe und Karten anderer Soldaten verlesen wurden. Von Karl Bolz ist oft die Rede, der der Gemeinschaft sehr fehlt, (K.B. war Sportwart und ist vielen unserer Mitglieder noch in guter Erinnerung. D.A.), von gekauften Sportgeräten und vom kleinen Sportfest, das für Juni geplant sei ‚ und zu dem hoffentlich viele kommen können. Später hat der Vorsitzende jedem Brief ein Foto von der Badestelle beigelegt (Dezember 1942), als Gruß vom Zeesener See.

Bereits im Februar 1940 gab es Sportbekleidung nur noch auf Kleiderkarte oder Bezugschein. Die Sonnenwendfeier im Juni des Jahres fiel erstmals wegen der bestehenden Verdunklungsvorschriften aus.

Im Protokoll über die Ordentliche Mitgliederversammlung vom Januar 1941 hießt es, daß der Verein bereits 1.250 Reichsmark an Beiträgen verlor, da bis zu diesem Zeitpunkt 87 Mitglieder eingezogen waren. Im April 1941 wurde mitgeteilt, daß zur Aufrechterhaltung der Ordnung „versuchsweise für die Zeltbezirke Bezirksbürgermeister eingesetzt werden sollen. Sie haben für Ordnung und Sauberkeit in ihrem Bezirk zu sorgen. Sie überwachen die Befolgung der Verdunklungsvorschriften, sie weisen den Kameraden, die erstmalig in ihrem Bereich aufbauen, den Zeltplatz an“. Die Beschaffung von Sportgeräten stieß bereits auf erhebliche Schwierigkeiten.

Im gleichen Monat werden eine Zeltordnung, eine Selbstschutzordnung und eine Geländeordnung verabschiedet. Besonders letztere ist bis heute in ihren Grundzügen gleich geblieben. Anders ist es mit der Selbstschutzordnung. Sie entstand, weil Krieg war. Es musste eine Brandwache gebildet werden, die den Abwurf von Brandbomben oder Brandplättchen zu melden und deren Vernichtung zu organisieren halle. Die Zeltordnung ging weit über den Rahmen der heute von den Mitgliedern verlangten Ordnung hinaus. Der Bau von Holzhäusern war von den Behörden verboten, aber Zelte mit einem Holzunterbau, der nicht mit dem Erdboden fest verbunden war, wurden gestattet. Auffällige Stoffe (gestreifte Markisen) durften nicht verwendet werden, und das gemeinsame Benutzen eines Zeltes durch Personen beiderlei Geschlechts war nur gestattet, wenn diese miteinander verwandt waren. Selbstverständlich durfte auch damals im gesamten Gelände nicht geraucht werden. Nach dem Zeltabbau wurde der Zeltplatz völlig eingeebnet und geharkt. Bei Beanstandungen des Zeltes oder Zeltplatzes konnte die Erlaubnis zum Aufbau im nächsten Jahr zeitlich begrenzt oder für dauernd entzogen werden.

Die Mitteilungen vom Oktober 1941 sagen aus, daß innerhalb von 13 Tagen drei Mitglieder an der Ostfront gefallen sind.

Vom November 1941 liegt ein Schreiben des NSRL vor, in dem die Vereinsführung aufgefordert wurde, statt der gemeldeten 103 Sammler für die WHW-Straßensammlung die geforderten 250 zu stellen. Falls das nicht erfolge, wird eine Bestrafung der säumigen Gemeinschaften angekündigt, die aber nicht erfolgte.

Am 15. Dezember des gleichen Jahres lehnte der Vorsitzende Gustav Sprenger eine Beteiligung an den von der Reichsjugendführung ausgeschriebenen „Gerätemeisterschaften“ ohne nähere Begründung ab. Gleichzeitig nahm er Jugendliche als Mitglieder auf, die der HJ oder dem BDM nicht angehörten, was streng verboten war.

Unser Mitglied Richard (Rulle) Müller, ehemaliges Mitglied des DSV Neukölln, erinnerte sich in seinem Bericht an folgendes: “Mir war bekannt, daß sich das Gelände vor 1933 „Deutsche Luftbadgesellschaft e.V.“ nannte und sozialdemokratisch geführt wurde. Der neue Vorsitzende, Sprenger, war uns gegenüber loyal eingestellt. Es gab aber auch eine Reihe aktiver Nazis, zeitweilig sogar Besuch von SS-Leuten. Von seiten unserer Sportfreunde gab es politische Aktivitäten, an denen ich nicht teilnahm. Ich hielt mich zurück, weil ich politisch vorbestraft war, aus diesem Grunde in den Mitgliederlisten des deutschen Sportvereins nicht geführt wurde und schon in ein Widerstandssystem eingebaut war. Er führte weiter aus, daß er zuverlässige Sportfreunde unter den Mitgliedern der Sportlichen Vereinigung fand, aber auch Kontakte mit ehemaligen Mitgliedern der DSV Neukölln hielt, wie z.B. Paul Hirsch, Karl Lade und Herbert Dymke, die auf dem Gelände zelteten. „Nach der Verhaftung von Karl Lade und Paul Hirsch gelang letzterem nach einem Selbstmordversuch die Flucht. Seine Unterkünfte waren zuerst bei Friedel Matschei dann auch bei Grete Fleck und Grete Ruppin. Auch nach meiner Festnahme und Fucht war mein erstes Unterkommen bei Martha Aedtner, einer Sportfreundin der 06er,“ berichtete Rulle Müller. (Karl Lade wurde von den Nazis hingerichtet. In Lichtenberg trägt noch eine Straße seinen Namen. D.A.)

Kehren wir zum Dezember 1941 zurück. Mehr als zwei Jahre waren seit Kriegsbeginn vergangen, sechs Vereinsmitglieder bereits gefallen. Das gesamte Jahr über schrieb der Vorsitzende regelmäßig Soldatenbnefe an alle eingezogenen Mitglieder. Seine Hoffnungen auf ein baldiges Wiedersehen, im Weihnachtsbrief ausgesprochen, sollten sich nicht erfüllen.

Im Januar 1942 verfügte der Verein über einen Kassenbestand von 6.039,32 RM. In der Wintersaison 1941/42 wurde insgesamt achtmal auf dem Gelände eingebrochen. Auf die Anzeige gegen Unbekannt erfolgte die Antwort des Oberstaatsanwaltes im September 1942, daß das Verfahren wegen Nichtermittlung des Täters eingestellt wird.

Das Reichsgesetzblatt Nr.77 vom 15. Juli 1942 enthält die Polizeiverordnung zur Regelung des Badewesens vom 10. Juli 1942.

Unter § 3 heißt es da: Einzelne Personen oder Personengruppen gleichen oder verschiedenen Geschlechts dürfen auch öffentlich nackt baden, wenn sie unter den gegebenen Umständen annehmen können, daß sie von unbeteiligten Personen nicht gesehen werden, insbesondere auf einem Gelände, das hierzu freigegeben worden ist.

§ 4: Die Badenden haben jedes Verhalten zu unterlassen, das geeignet ist, das gesunde und natürliche Volksempfinden zu verletzen. Eine Verletzung des gesunden und natürlichen Volksempfindens liegt nicht vor, wenn die Beschwerden eine offensichtlich Iebensfremde oder grundsätzlich gegnerische Einstellung erkennen lassen.

§ 5: Wer vorsätzlich oder fahrlässig dieser Polizeiverordnung zuwiderhandelt, wird mit Geldstrafen bis zu 150 Reichsmark oder mit Haft bis zu zwei Wochen bestraft.

Die Vereinsleitung jubelte, denn mit dieser Verordnung wurde zum ersten Mal in der Geschichte der Freikörperkultur dem Nacktbaden eine gesetzliche Grundlage gegeben. (Allerdings findet sich keine Erklärung für den plötzlichen Sinneswandel. D.A.)

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, hatte sich der Verein auch sportlich immer mehr qualifiziert. Regelmäßig fanden selbst in den Kriegsjahren Wettkämpfe in den Disziplinen Lauf, Hoch- und Weitsprung, Kugelstoßen und Diskuswurf statt. Der Faustballplatz war ständig besetzt. Am Rande standen viele, die auf einen freiwerdenden Platz in einer der beiden Mannschaften warteten. Bei Wettkämpfen außerhalb, zum Beispiel auf der Birkenheide, gewann die SV 06 überlegen alle Spiele, gegen Neusonnenland 41:23,.gegen Birkenheide II 43:29, gegen Birkenheide l 31:14. Damit blieb sie 1942 Sieger über alle Berliner Ortsgruppen. „Dieses erfreuliche Ergebnis ist wohl in erster Linie der zufälligen Anwesenheit unseres Sportwarts Karl Bolz zuzuschreiben, unter dessen Führung die Mannschaft (Bolz, Steinbach, Strobl, Fries, Jeschke) diese unerwartet hohen Siege erkämpfte“, heißt es in den Mitteilungen. Interessant ist auch, daß im Winterhalbjahr ständig Schwimmabende, Gymnastikabende, Kulturoder Tanzveranstaltungen, stattfanden, mit Ende des Jahres 1942 allerdings die letzteren schon von fünf auf drei reduziert. Die Weihnachtsfeier wurde ebenfalls abgesagt. Bis Dezember waren bereits zehn Mitglieder gefallen, viele wurden verwundet, einige vermißt.

Auf Grund der Fliegerangriffe mußte die fällige Ordentliche Mitgliederversammlung im Januar 1943 bereits um 14 Uhr beginnen, da bis 19 Uhr alle Veranstaltungen in Berlin beendet sein mußten. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, zählte der Verein zu diesem Zeitpunkt 820 Mitglieder (436 männliche und 384 weibliche), dazu noch 82 Knaben und 101 Mädchen, Kinder der Mitglieder. Das Barvermögen belief sich auf 7.707,57 RM, von denen 6.000 RM für „Erstellungen und lnstandsetzungen“ zurückgestellt wurden, die sofort nach Beendigung des Krieges begonnen werden sollten.

Einem Aushang ist zu entnehmen, daß für den Sommer 1943 den Mitgliedern noch Urtaubsorte angeboten wurden, in denen entsprechend der neuen Verordnung nacktgebadet werden konnte. Dazu gehörten Nidden in der Kurischen Nehrung, Hiddensee, Prerow und Ahrenshoop, die Insel Wohin und in Ostpreußen ein Gebiet zwischen Cranz und Rosehnen zeitweise.

Im Juli des gleichen Jahres begann ein Briefwechsel mit dem Landrat, der das Zelten auf dem Gelände mit der Begründung verbot, daß die Zelte keinen Tarnanstrich hätten und das erforderliche Material für Splitterschutzgräben nicht zur Verfügung gestellt werden könne. Nach Protest von Gustav Sprenger, der eine Selbstschutzordnung einreichte und versprach, daß mit eigenen Kräften ein Schutzgraben gezogen werde, genehmigte der Landrat das Zelten wieder. Alle Männer, die in der Schlalhalle oder in Zelten übernachteten, mußten sich zu diesen Arbeiten ausnahmslos zur Verfügung stellen. Ebenfalls erging an alle der erneute Hinweis, die Verdunklungsvorschriften einzuhalten und vor jedem Zelt einen Spaten und einen gefüllten Wassereimer aufzustellen.

Auch Elly Dymke erinnert sich, daß Splitterschutzgräben wegen der zahlreichen Luftangriffe auf Berlin auf dem Gelände angelegt wurden und sich zu dieser Zeit viele Frauen und Kinder täglich dort aufhielten, weil sie sich sicherer fühlten als in der Stadt

Im Juli 1943 starb Paul Gabler, der einst das Gelände beim Bauern Drebelhof pachtete und der sechs Jahre Vorsitzender der Sportvereinigung war. In einem Nachruf würdigte der Vorstand die Tätigkeit des Mannes, dem das Gelände und die Gemeinschaft viel verdankten.

Im Winter 1943/44 kam das Gemeinschaltsleben völlig zum Erliegen, da viele Mitglieder Berlin verlassen hatten, weil sie entweder ausgebombt waren oder mit ihren Betrieben ausgesiedelt wurden. Auch auf dem Gelände fielen im Januar 1944 bei einem Notabwurf vier Bomben, die aber nur unwesentliche Schäden hervorriefen. Der Zeltaufbau wurde zwar für die neue Saison geplant, aber nur unter Bäumen, damit die Zelte aus der Luft nicht eingesehen werden konnten. In den letzten erhalten gebliebenen Mitteilungen ist davon die Rede, daß alle Ausgebombten für 1944 keine Mitgliedsbeiträge zu zahlen brauchten.

Trotz aller Schwierigkeiten wurden im Mai 1944 noch 120 bis 150 Zelt. aufgebaut. Aber es gab nun kaum noch einen Sportbetrieb. Nur die Faustballer spielten ab und an. Geplante Behelfsheime für Ausgebombte wurden nicht gebaut weil der Verein kein Baumaterial nachweisen konnte. Fast 100 Familien hatten bereits Hab und Gut verloren. Im Rundbrief vom Mai 1944 wurden weitere sechs Gefallene und ein Vermißter gemeldet

Für die letzten Monate bis zum Kriegsende existieren keinerlei Unterlagen. So bleibt nur zu sagen, daß im Mai 1945 die Ära der Sportlichen Vereinigung zu Ende ging.



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